Handgeschrieben
Werbung, Rechnung, Chäsblättli der Gemeinde, Kirchenzeitung – ihr kennt das. Mit den dazu passenden Emotionen leere ich höchstens einmal pro Woche den Briefkasten. Teilnahmslos. Gelangweilt. Gleichgültig.
Kürzlich erwartete mich beim Öffnen des Briefkastens aber noch etwas ganz anderes, als das gewohnte, unnütze Papier, welches meistens direkt im Altpapier landet. Ein Brief. Handgeschrieben. Zwei A4-Seiten, hinten und vorne beschrieben. Klein geschrieben, ohne Zeilenschaltungen. Ein bisschen weniger leserlich, dafür aber umso origineller. Die Adresse feinsäuberlich notiert, ohne vorgedruckte Etikette. Mit aufgeklebter Briefmarke. Kein maschinell angefertigter Portostempel der Post, sondern eine richtige Briefmarke mit einer Schildkröte als Motiv.
Wann habe ich wohl zum letzten Mal einen handgeschriebenen Brief per Post erhalten? Muss Ewigkeiten her sein. Wahrscheinlich damals, als meine erste grosse Liebe mir noch liebevoll parfümierte Liebesbriefe schrieb. Das müsste ungefähr vor 16 Jahren gewesen sein.
Auch die gute alte Brieffreundschaft kennt man heutzutage praktisch nicht mehr. Ich hatte damals sogar mehrere Brieffreunde aus verschiedenen Regionen der Schweiz gleichzeitig. Vier, um genau zu sein. Eines Tages kamen wir in Kontakt mit dem elektronischen Briefverkehr, mit immer weniger Höflichkeitsfloskeln und dafür umso mehr Abkürzungen, tauschten trotzdem keine Mailadressen aus und schrieben uns irgendwann einfach nicht mehr. Eigentlich schade, nicht? Handgeschriebenes hat so viel mehr Charakter, so viel mehr Einzigartigkeit, so viel mehr Persönlichkeit.
Dieses grosse Glücksgefühl und die Freude über die gelungene Überraschung sind Grund genug für mich, selber mal wieder Stift und Papier in die Hand zu nehmen und einem anderen Menschen ein paar Momente der Heiterkeit zu schenken.
Danke an meinen zukünftigen Lektor, der mir diesen Brief aus Ecuador geschickt hat.
Diesen Zeilen kann ich mich liebend gern anschließen. Ich habe sie gern gelesen und verinnerlicht.
Leider lassen sich die meisten von Maschinellem stark beeinflussen und fördern dadurch nur die Bequemlichkeit. Das Persönliche kommt zu kurz, die Anonymität steigt und wahres Interesse oder das gewisse Etwas, das Wesentliche, bleibt auf der Strecke.
Letztlich kommt es doch immer noch drauf an, wie es in einem selbst aussieht und welche Einstellung man , in diesem Fall zu einem handgeschriebenen Brief, hat oder bekommen hat. Gleiches gilt natürlich auch für viele andere Bereiche, die ebenso unter Schnellebigkeit oder bequemen Fortschritt leiden.
Ralf S.